Schon am Abend des Vortags beobachteten wir das dilettantische Verhalten zweier junger polnischer Pärchen, die verzweifelt versuchten, ein Vorzelt aufzubauen. In der Nacht erwiesen sich diese anscheinend unerfahrenen Camper jedoch als Störenfriede, die erst nach einiger Ermahnung gegen halb zwei ihre lauten Gespräche einstellten. So leisteten wir uns den Luxus bis 7:30 Uhr zu schlafen. Nach einer Dusche und einem reichhaltigen Frühstück packten wir unser Zelt zusammen. Die anderen Nachbarn aus Polen und Rostock machten ein letztes Foto von unserem merkwürdigen Fahrzeug und winkten zum Abschied. Es ging zunächst in Richtung Elk. Auf dem Weg dorthin wurden wir erstmalig vor dem Auftreten von Elchen gewarnt, durch ein Schild, das wir sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben werden.
In Elk angekommen schlug uns unser Navi eine Route vor, die leider auf Grund von Bauarbeiten gesperrt war. Jedoch war der Stand der Arbeiten schon so weit fortgeschritten, dass wir dem Beispiel der einheimischen Polen folgten, und so einfach durch die Baustelle fuhren. Es war eine gute Entscheidung, und so erreichten wir schnell Olecko, wo wir einen Tankstopp einlegten. Neben unserem Auto sorgten auch wir für Aufmerksamkeit, denn wir mussten auf kurze Hosen umstellen und uns umziehen. Es war inzwischen an die 28°C warm geworden. Auf dem Weg nach Suwalki kamen wir dann an einem Antikhandel vorbei, der auf dem Hof einige alte Fahrzeuge abgestellt hatte. Neben Trabant und Wartburg hatten sich Sabarosh, Serena 104 und 105, Lada, Skoda sowie etliche Motorräder aus den RGW-Staaten eingefunden.
Um 13:10 Uhr erreichten wir die polnisch – litauische Grenze, die wir um 14:11 passiert hatten. Nicht etwa, dass die Kontrollen sich so lang hingezogen hätten, nein, es war die andere Zeitzone der baltischen Staaten, die uns die „Verzögerung“ einbrachte.
Der Zustand der Hauptstraßen in Litauen lassen kaum Klagen zu. Sie sind gut ausgebaut und meistens mit einem schmalen Pannenstreifen. Dieser wird von langsam fahrenden Fahrzeugen, zu denen wir natürlich auch gehörten, so genutzt, dass andere Fahrzeuge besser überholen können. Die Landschaft war nur noch leicht hügelig und ein stetiger Südwind ließ uns gut vorankommen. So überquerten wir gegen 15:00 bei Kaunas die Memel.
Nach einem Tankstopp in Panevezys passierten wir um 17:50 Uhr die lettische Grenze. Die Gegend war sehr flach geworden und das Fahren wurde auf Grund fehlender optischer Reize doch recht ermüdend. Kurz vor Riga hatte ich einen Campingplatz über das Internet ausfindig gemacht. Als wir diesen erreichten, mussten wir feststellen, dass vieles noch im Aufbau befindlich war. Die Sanitären Einrichtungen zeichneten sich durch eine (!) Toilette aus, deren Tür sich auf Grund einer schiefen Zarge gar nicht erst richtig schließen ließ. Aber die Besitzer waren sehr freundlich und die Übernachtung mit € 10,- nicht zu teuer. Zum Abendessen sind wir dann in ein kleines Restaurant gegangen, dass gut eine halbe Gehstunde entfernt in Kekava lag. Die optischen Reize wurden auch wieder mehr und so genossen wir das gute Essen in einem etwas wacheren Zustand (und das nach 504 Kilometern!). Die Bezahlung erfolgt übrigens in Euro, wenn auch großzügig auf glatte 5er aufgerundet. Bei einem vollwertigen Essen mit Vorspeise und Hauptgang sowie zweier großer Biere war das bei einem Gesamtbetrag von € 25,- allerdings kein Problem.