Es brauchte etwas Zeit, bis wir unsere Campingplatzbesitzerin davon überzeugt hatten, dass wir gerne etwas frühstücken wollten. Was sie uns dann brachte, war allerdings exzellent. Sandwiches mit Schinken, Camembert, Tomate und Spiegelei on top. Dazu noch Toast mit selbst gemachter Apfelmarmelade. Wir genossen das Mahl an dem kleinen See und bekamen zum Schluss noch ein paar Erdbeeren als Entschädigung dafür, dass der Nachbarhund in der Nacht keine Ruhe gefunden hatte.
Gegen 10:00 Uhr ging es nach Riga. Dort wollten wir das Automuseum besuchen. Das Navi führte uns zunächst in eine ganz andere Ecke (Anwenderfehler, da die eingegebene Straße nicht stimmte). Dann ging es 8 km in Richtung Nordost. Wie wir erfuhren, ist Riga mit einer Million Einwohner die größte Stadt der Balten, in der zudem die Hälfte aller Letten wohnt. Das Navi führte uns in einen Waldweg, an dessen Ende Reifenstapel ein Weiterkommen verhinderten. Hier waren wir definitiv falsch. Intuitiv fuhren wir zurück, umrundeten den Wald und standen plötzlich vor dem Museum.
Die Sammlung des Museums sticht durch viele deutsche Vorkriegsfahrzeuge sowie Fahrzeuge russischer Produktion hervor. Besonders die Vorkriegsfahrzeuge weckten unser Interesse. (Nähere Details zum Museum sowie Bilder finden sich in einem separaten Artikel im IFA-Journal.)
Es war inzwischen Mittag geworden, und der längste Teil unserer Tagesetappe stand noch vor uns. So starteten wir bei km 1.701 in Richtung Norden. Die Gegend wurde nun noch einsamer. Wir fuhren durch endlose Waldpassagen, auf denen uns minutenlang kein Fahrzeug entgegen kam. Die Straßen waren teilweise sehr ausgewaschen, was beim Lenken erhöhte Konzentration erforderte. In einer längere Baustelle, die sich über ca. 10km hinzog, mussten wir alle 1,5km an einer Ampel wegen der einspurigen Verkehrsführung warten. Das hielt extrem auf.
Um 14:58 Uhr erreichten wir in Valga die völlig unspektakuläre estnische Grenze. Die Gegend sah schlagartig ärmer aus, denn Farbe an den Häusern fehlte völlig. Dafür wurden die Straßen deutlich besser, und so fuhren wir über gut ausgebaute Landstraßen, wie sie aus Dänemark oder Schweden bekannt sind. Um 17:03 Uhr konnten wir stolz vermelden, die 2000 km Marke geschafft zu haben. Kurz danach fuhren wir entlang des Ufers des Peipsi Järv, einem Binnensee mit der Größe Schleswig Holsteins.
Um 19:00 Uhr erreichen wir dann den Campingplatz kurz vor Narva an der russischen Grenze. Der Platz war schön angelegt und der Platzwart kam sofort auf uns zu, um die € 13,- für die Übernachtung (quittungsfrei) zu kassieren. Der Platz war schön angelegt, jedoch fehlte uns etwas: Das Sanitärhäuschen. Es gab lediglich ein Plumsklo und eine Küchenspüle unter nahezu freiem Himmel mit kaltem Wasser. Den vorhandenen Wasserkocher ließ er schnell verschwinden, was uns nicht störte, denn wir waren ja mit einem eigenen ausgerüstet. Wir fragten nach einer Möglichkeit der Nahrungsaufnahme. Der Platzwart zeichnet uns einen Weg (ca. 1,5km) auf und schrieb auf den Zettel „Bar“. Mutig marschierten wir los, um dann nach ca. 2,5 km vor dem „Nichts“ zu stehen. Wir fanden einen kleinen Laden, in dem wir ein Weißbrot und ein Glas Soljanka kauften. Zurück auf dem Platz machten wir uns dann mit unserem Wasserkoch zunächst die Soljanka warm, dazu Würstchen aus der Dose (mit heißem Wasser) und Brot. Und wir waren satt…