Um 17:00 ging es dann von Verden nach Hamburg. Dank des Hurrican-Festivals in Scheeßel waren die Straßen rund um Rothenburg allerdings komplett dicht, so dass ich einen Umweg fahren musste. Und auch Hamburg war mal wieder dicht, so dass ich erst um 19:30 zum meinem Termin in Hamburg Bergedorf kam. Übernachtet habe ich in Billbrook, denn das lag logistisch gut an der A1 / A24 Richtung Berlin.
Am kommenden Morgen ging es dann um 8:00 Uhr auf die Bahn. Kurs Südost lag an und so passierte ich zunächst die schier endlosen Weiten Mecklenburgs. Bei Pritzwalk passierte ich die Landesgrenze zu Brandenburg und auch hier wurden feste Bauten der neuzeitlichen Zivilisation nur am Horizont gesichtet. Eine zunächst als Fatamorgana auftauchende Tankstelle löschte dann den Durst von Fahrzeug und Fahrer bevor dann plötzlich ein auf der Mittelleitplanke sitzender Bär die Bundeshauptstadt ankündigte. Die Fahrt durch Berlin verlief störungsfrei, auch wenn ich zugeben muss, dass die Stadtautobahn wegen der Verkehrsdichte doch eine besondere Konzentration erfordert. Vorbei an dem großen Gebäude, dass mal ein Flughafen werden möchte war dann wieder Brandenburg erreicht und man konnte wieder entspannter fahren. Bis auf einen kleinen Stau bei Bronkow ging es weiter nach Dresden, wo ich um 14:00 Uhr pünktlich zur Vorbesprechung eintraf. Der Rest des Tages war dienstlich verplant, incl. eines gemeinsamen Abendessen mit meinem Kunden.
Jedoch hatte ich noch Zeit auf dem Weg ins Hotel meinen Trabi zu tanken. Doch nicht an irgendeiner Tankstelle wollte ich den Durst des 601 LD stillen. In der Bautzner Straße findet man eine Total Tankstelle, die aus dem Jahre 1925 stammt und heute noch mit drei Säulen im Betrieb ist. Sie hat ein sechseckiges Backsteingebäude, auf dem ein kreisrundes Dach aus Beton sitzt. Das ganze hat einen Durchmesser von vielleicht 8 Metern und schreit eigentlich nach einer historisch korrekten Nutzung. Leider hat Total mit der Eliminierung der Marke Minol schon in der Vergangenheit bewiesen, dass man dafür kaum Sinn hat. So sind moderne Werbeschilder und Zapfsäulen montiert anstelle eines vielleicht historisch behutsameren Betriebes der Tankstelle.
Am Sonnabend sollte der Tag um 7:00 Uhr mit dem Entladen der LKW’s beginnen. Zuvor jedoch ich nutze die Gelegenheit der leeren Stadt, kurz ein paar Bilder ohne Touristen zu machen. So erklärte ich mich kurzerhand zum Lieferverkehr und parkte meine Pappe vor dem Lutherdenkmal an der Frauenkirche. Ein weiterer Fotostandort war dann der Beginn des Fürstenzugs bevor ich dann zum Werk meines Kunden fuhr.
Eigentlich hätten wir pünktlich starten können, denn die LKW’s waren schon vor Ort. Jedoch gab es ein kleines Problem, denn genau da, wo der Kran stehen sollte, hatte leider ein Renault Clio das Parkverbotsschild ignoriert hatte. So wurde der Kleine eingeparkt. Der später eintreffenden Besitzerin wurden kurz die möglichen Kosten für den Abschlepper vorgerechnet (sowie eine Kranstunde für das Umpositionieren) so dass sie spontan beschloss, den Tag ohne ihr Auto zu verbringen. Die Maschinen wurden über eine Plattform in den 2. Stock des historischen Fabrikgebäudes eingeflogen und Dank idealer Wetterbedingungen und ein wenig Übung waren wir schon um 16:00 Uhr fertig. So konnte ich ein paar Punkte in Dresden ansteuern, die ich schon immer mal mit meinem Trabant besuchen wollte.
Der ersten beiden Programmpunkte sollten sich mit dem Thema „Kraftstoffversor-gung“ befassen. Bei einem meiner früheren Besuche in Dresden hatte ich den Betriebshof eines Taxiunternehmens in der Wernerstraße entdeckt. Auf diesem befand sich ebenfalls eine alte Tankstelle (Vermutung frühe 50er Jahre), die von dem Taxiunternehmen mit allerhand Ausstattung versehen worden ist. So fanden sich dort neben zwei VAKA Zapfsäulen aus den 60er Jahren auch eine Diesel-Säule aus den späten 80er sowie ein Ölkabinett. Ein paar alte Ölkanister und andere historische Kleinigkeiten rundeten das Ensemble ab. Nach kurzer Erklärung meiner Leidenschaft durfte ich dann ein paar Bilder von der Szenerie mit meinem Trabant machen. Einzig störend an der Tankstelle ist die Dachrandwerbung für das Taxiunternehmen. Aber die kann man auf den Bildern ja wegschneiden.
Anschließend fuhr ich in die Bremer Straße, in der „Total“ neben einer Tankstelle auch ein größeres Tanklager betreibt. Im Eingangsbereich frei zugänglich von der Straße gibt es dort die auf dem Foto zu sehende Mauer, in die der Schriftzug „Minol“ eingearbeitet ist. Allerdings vermute ich aufgrund des Zustands der Steine, dass die Mauer erst nach der Wende entstanden ist.
Letzter Punkt an diesem Tag war ein Besuch der Schmalspurbahn Radebeul Ost – Radeburg. So fuhr ich in die Karl-May-Stadt Radebeul. Dort hat man einen ehemaligen Güterschuppen zum Museum umgebaut, jedoch war ich genau 10 Minuten nach Geschäftsschluss vor Ort und konnte nur noch einen Blick durch die Fenster werfen. Die draußen abgestellten Fahrzeuge waren zum Teil sehr schön restauriert, allerdings machte die ganze Szenerie einen eher traurigen und verwahrlosten Eindruck. Da der ganze Bahnhof Radebeul Ost durch die Deutsche Bahn modernisiert worden war, fuhren nun auch die Schmalspurzüge von einem modernen Bahnsteig ab. Auch der historisch angelehnte Neubau des Wartehäuschens wollte mit seinem glatten Betonfundament nicht wirklich zu den rund 100 Jahre alten Schmalspurwagen der Königlich Sächsischen Staatsbahn passen. Ganz im Gegensatz zu dem sterilen Auftreten des Bahnsteigs war dann der Rest der Bahnanlagen. Der ehemalige Umladebereich zwischen Voll- und Schmalspur war total verwahrlost. Sogar leckgeschlagene Ölfässer lagen herum, die ihren Inhalt als schwarze teerige Masse großzügig im Gras verteilt hatten, so dass ich das Umweltamt der Stadt Radebeul davon informieren musste.