14.07.2018 8. Tag Albanien & Mazedonien (km 3055)

Auch wenn abends gefeiert wurde, machten wir uns relativ früh auf den Weg. Um kurz nach 8 Uhr waren wir auf der Piste und fuhren zunächst auf der gut ausgebauten Staatsstraße 1 in Richtung Tirana. Unseren ersten Eindruck von Albanien können wir nur in Stichpunkten beschreiben: Viele Häuser im Rohbauzustand, Bauern, die ihre beiden Kühe zum Weiden bringen, chaotische Verkehrsverhältnisse ohne erkennbare Regeln, Kühe auf den Hauptstraßen, Straßenhunde, viel Müll, der hier und da angezündet wird und wirkliche Armut. Es sah aus wie in Tunesien, und wir fragten uns wirklich, ob wir noch in Europa wären.

Dennoch machten wir gut Strecke, bis wir die Staatsstraße verlassen mussten. In einer Baustelle ohne erkennbare Verkehrsregelung (jeder fuhr irgendwie über den Schotter) ging es nun östlich in die Berge. Was dann kam, hätte ich nie erwartet. Landschaftlich sehr reizvoll fuhren wir eigentlich auf einer „Bundesstraße“ an einem Stausee vorbei. Es ging stetig bergauf und wir merkten, wie wir uns von der Zivilisation weiter entfernten. Esel- oder Pferdegespanne waren inzwischen normale Verkehrsteilnehmer geworden. Die größte Herausforderung war aber nicht die Straßenführung, sondern ihr Zustand. Es gab Abschnitte, die einfach nicht geteert waren oder so deformiert, dass selbst der Trabi mit seiner großen Bodenfreiheit aufsetzte. An nicht gesicherte Baustellen hatten wir uns inzwischen auch gewöhnt, aber nicht an solche, die mitten im Nichts hinter einer Kurve auftauchten und deren alternative Trassenführung über Schotter am Abgrund entlanggingen. Teilweise war die Straße so schlecht, dass wir nur noch mit Schrittgeschwindigkeit fahren konnten und langsam durch die Löcher polterten. Zur Erinnerung: Es handelte sich nicht um einen Feldweg sondern um eine der wichtigen Verbindungsstraßen in Albanien.

Wir fuhren wieder zusammen mit dem Team 37 und ihrem 8-Zylinder Chevrolet Impala. Auf diesen Straßen hatte der Wagen aber keine Chance, und so sind wir ihnen mit dem Trabi regelmäßig davongefahren und haben dann an einer anderen Stelle auf sie gewartet. Der Trabant war mit seiner geringeren Breite und den kurzen Überhängen ideal, um die Löcher zu umfahren. Wer hätte gedacht, dass es Pisten gibt, auf denen 26 PS aus 2 Zylindern den 150 PS aus 8 Zylindern haushoch überlegen sind?

Wir erreichten schließlich um 12:15 Uhr bei Dabar die mazedonische Grenze. Bis hierher waren es rund 100 km, für die wir 4 Stunden gebraucht hatten. Die Kontrolle war sehr freundlich, so dass ich nach einem Stempel für unsere Pässe fragte, und siehe da, Lenas Pass wurde endlich entweiht und bekam den ersten Stempel für die Einreise nach Mazedonien.

 

Die Straßen wurden besser, aber sonst änderte sich zunächst nichts. Es lag immer noch sehr viel Müll herum, und die Armut war überall präsent. So erreichten wir den Movrovo Nationalpark. Uns war nach einer Pause, denn das „Um-die-Schlaglöcher-Herumgegurke“ forderte volle Konzentration und war daher sehr anstrengend. Eigentlich wollten wir nur eben einen Kaffee trinken. Dann aber fanden wir ein sehr gut aussehendes Restaurant, und wir hielten an.

Es war eine sehr gute Entscheidung, denn wir waren zurück in dem Europa, das wir kannten. Ein ehemals zu einem Kloster gehörendes, historisches Gebäude war aufwendig restauriert worden und nun ein Restaurant mit wunderschöner Terrasse. Wir gönnten uns einen großen Vorspeisenteller mit Käse und jeder ein Fleischgericht. Getränke dazu, und bei 25 Euro Gesamtbetrag waren wir mehr als satt. Und noch viel wichtiger: Es gab saubere Toiletten.

Wir erfuhren, dass gegen 13:30 Uhr eine Hochzeitsgesellschaft in diesem Restaurant auftauchen sollte, und da wir die Aufgabe hatten, ein Bild eines Hochzeitspaares mit unserem Auto zu machen, entschieden wir uns, zu warten.

So warteten wir zunächst, doch es tat sich nichts. Als wir dann schlussendlich zahlten, erkundigten wir uns noch einmal nach der Hochzeitsgesellschaft, und man sagte uns, dass die Hochzeit in einem alten Kloster oberhalb des Restaurants sei und irgendwie noch bei der Zeremonie seien. War es doch erst 14:30… aber hier ticken die Uhren anders. So beschlossen wir, zum Kloster zu fahren, und dort fanden wir das frisch vermählte Paar in traditioneller Tracht vor. Nun kam der spannende Moment der Kontaktaufnahme, denn jeder kann sich gut vorstellen: Am Tag der Hochzeit hat man nichts Besseres vor, als sich vor die alten Autos irgendwelcher Ausländer zu stellen.

Wir sprachen das Paar an, gratulierten und erzählten unser Anliegen. Die Braut war relativ offen, allerdings war ein Foto außerhalb des Klosters nicht möglich, denn die Tracht war nur geliehen und sollte die Klostermauern nicht verlassen. Uns war es egal, und so warteten wir, bis das Paar umgezogen (aber immer noch festlich) aus dem Kloster kam. Wir hatten die Autos gut positioniert, und so konnten wir sie doch noch überzeugen. Besonders angetan hatte es ihnen der Impala, und als kleines Dankeschön durfte dann Jörg die beiden zum Restaurant fahren. Zu dritt auf der durchgehenden Sitzbank vorn, denn es war ja ein (ehemaliger) Leichenwagen, mit dem die Beiden nun gefahren wurden. Ob ihnen das bewusst war?

Wir hatten viel Zeit verloren aber andere Teams hatten die Route genutzt, die im Roadbook mehr oder wenig als Empfehlung vorgeschlagen wurde. Da wir sehr gutes Kartenmaterial hatten und keine Lust mehr auf Serpentinen, hatten wir die Strecke für uns als ungeeignet abgestempelt. Es war laut Karte eine gelbe Straße, die später in eine weiße überging. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn fast alle Teams sind dort hineingefahren und mussten, bis auf eine Mercedes G-Klasse, umdrehen. Die Straßenverhältnisse waren so schlecht, dass von Straße nicht mehr gesprochen werden konnte.

Aber auch unsere Strecke hatte es in sich. Wieder gab es lange Steigungen und auch lange Gefällestrecken. Am Ende einer dieser Gefällestrecken hatten wir plötzlich ein lautes Schlagen von der Hinterachse. Die Radmuttern hatten sich gelöst. Wahrscheinlich durch die erst starke Wärmeentwicklung durch die Bremse und dann durch das anschließende Abkühlen. Auf den letzten Metern fielen sogar zwei Muttern ab, die ich aber auf der Straße wieder einsammeln konnte.

 

Nun hieß es Strecke machen, denn das nächste Ziel war das Makedonium, ein Monument aus sozialistischer Zeit und natürlich oben auf einem Berg erbaut. Dort kamen wir erst gegen 19:45 an, so dass es Zeit für ein Nachtlager war. Es ging für uns aber weiter, denn die nächsten Etappen sollten noch deutlich länger werden, damit wir wenigstens noch ein paar Kilometer gutmachen konnten. In Kavadrski haben wir es uns dann in der „Villa Bella“ gemütlich gemacht. Es war inzwischen dunkel geworden, das Fahren wurde wirklich zur Tortur und außerdem sehr gefährlich. Es gab keine Fahrbahnmarkierungen, keine Leitpfosten und schlecht beleuchtete Fahrzeuge. Im Hotel angekommen sind wir erst um kurz nach 22 Uhr, andere Teams kamen dann noch viel später dort an.

15.07.2018 9. Tag Bulgarien (km 3482) 

 

Frühstück sollte es um 7:00 geben, aber wir waren eben nicht mehr in Deutschland. Als dort pünktlich um 7 Uhr 8 hungrige Mäuler standen, entstand in der Küche Hektik. Um 7:20 Uhr stand dann alles auf dem Tisch, und es konnte endlich losgehen. Somit waren wir dann aber erst um 8 Uhr auf der Piste, und das an einem Tag, an dem wir viel auf dem Programm hatten. Mehr als 400km sollten bewältigt werden.

 

Das Tagesziel war ein Foto von uns vor einem monströsen, sozialistischen Denkmal in Kazanlak, das wie ein UFO aussah. Das Denkmal, das seit 1990 natürlich verlassen ist, verfällt nun zusehends.

 

Doch zunächst mussten wir aus Mazedonien heraus in Richtung Bulgarien. Wieder wurden wir von Höhenzügen überrascht, und ich muss zugeben, dass ich mir nie vorher Gedanken über die topografische Ausprägung dieser Region gemacht habe. Die Grenze nach Bulgarien war hoch auf dem Berg, und schon der Pflegezustand des Grenzübergangs ließ erahnen, was uns in Bulgarien erwarten sollte. Die Kontrolle zog sich etwas hin, denn der Beamte hatte ein wenig Mühe, den Reisepass von Lena zu lesen. Dieser hatte übrigens bei der Ausreise aus Mazedonien auch einen „Ausreisestempel“ erhalten. Nach dem Zoll ging es direkt zu einem Kassenhäuschen, denn in Bulgarien wie auch später in Rumänien muss man für Autobahnen und Fernstraßen eine Vignette kaufen.

Nach etlichen Kilometern mit schönem Rückenwind erreichten wir die Gegend um Kazanlak und konnten schon von weitem das „UFO“ ganz oben auf dem Berg sehen. Mussten wir da etwa hoch? Ja, mussten wir, denn unser Roadbook sah sowohl ein Foto von uns vor dem UFO als auch ein Bild von unserem Auto vor einer Statue mit zwei Fackeln unterhalb des Denkmals vor. Wir entschieden uns, die gleiche Strategie wie schon am Gotthard zu nutzen und den Anhänger im Tal stehen zu lassen. Am Eingangsdenkmal zur Bergstraße, eine Säule mit einer Statue, stellten wir den Anhänger ab, verschlossen ihn und blockierten die Kupplung ebenfalls mit einem Schloss. Los ging es hinauf zu den Fäusten. Von dort dann weiter einen steilen Weg rauf zum „UFO“.

Das Gebäude war wirklich in einem sehr schlechten Zustand. Die Decke war undicht und so sickerte Wasser in den Beton, der schon großflächig in Mitleidenschaft gezogen war. In das Innere des verwaisten Gebäudes kam man verständlicherweise nicht mehr, und ein Wachmann sorgte auch dafür, dass es dabei blieb. So machten wir unser Foto und genossen die Aussicht über das Tal.

Eine Etage tiefer wurde dann pflichtbewusst das Bild vor den Fackeln zusammen mit unserem Trabi gemacht, bevor es wieder ins Tal ging. Wir wollten an diesem Tag noch ein paar Kilometer machen (es war inzwischen fast 20:00 Uhr geworden) und wir hatten ja gelernt, dass Nachtfahrten nicht empfehlenswert waren.

Im Tal angekommen, wollten wir dann schnell den Anhänger ankuppeln, doch dieser war nicht mehr da. Ein übler Scherz? Nein, er war stumpf geklaut worden. Wir hielten ein vorbeifahrendes Polizeiauto an, das jedoch zunächst zu einem anderen Einsatz unterwegs war. Man sagte uns, wir hätten zu warten, was wir dann auch taten. Irgendwann fuhr das Polizeiauto wieder an uns vorbei, wenn auch ohne zu halten. Sehr verwundert fuhren wir auf eigene Faust los in die nächste Stadt Kazanlak und suchten die Wache. Dort angekommen durften wir aber nicht hinein, und so richtig helfen wollte uns auch keiner. Man war eher unfreundlich und ließ uns erst mal warten. Sprachlich war es auch eine Herausforderung, denn es konnte keiner nur ansatzweise Englisch oder eine andere Fremdsprache aus meinem „Portfolio“.

Irgendwann kam dann eine Dame und drückte mir ein Handy in die Hand. Die Person am anderen Ende der Leitung erzählte mir, dass wir am nächsten Tag um 9:00 Uhr ins Zimmer 8 kommen sollten. Dann würde man unsere Anzeige aufnehmen.

Wir brauchten erst einmal ein Nachtquartier. An drei Hotels in der Stadt wurden wir abgewiesen. Angeblich war alles ausgebucht, auch wenn alle Zimmer dunkel waren. So suchte ich per GPS Tracker nach anderen Teilnehmern der Rallye in der Nähe und fand diese in einem rund 10 km entfernten Ort. Wie war das mit Nachtfahrten? Wir sind dennoch dorthin und haben auch noch ein Zimmer bekommen. Ein Bier auf der Terrasse des Hotels beendete dann diesen unschönen Tag. Es war inzwischen Mitternacht geworden.

16.07.2018 10. Tag Schwarzes Meer (km 4016)

Morgens ging es erst mal zur Polizei, wo wir (typisch Deutsch) pünktlich um 9 Uhr „aufschlugen“. Wir wurden auf der Straße von einer Beamtin in Empfang genommen, nachdem ich am Eingang versucht hatte, mein Anliegen einem Polizisten zu erklären. Es hatte anscheinend gefruchtet. Die Dame kam mir bekannt vor...war sie es doch, die mir das Telefon am Abend zuvor in die Hand gedrückt hatte. Außerdem fand sich schnell ein Mann mittleren Alters ein, der dann tatsächlich auch ein wenig Englisch sprach. Mir wurde mitgeteilt, nur noch schnell auf den Dolmetscher zu warten. Das würde nur ca. 15 Minuten dauern, 15 bulgarische Minuten? Ich sah mich schon den ganzen Tag auf der Wache sitzen.

Doch dann half uns der Zufall. Eine Bekannte des Manns, der sich im Nachhinein als der leitende Kommissar des Diebstahldezernats herausstellte, kam vorbei. Die Dame war auf der Wache gewesen, um irgendeine Passangelegenheit zu klären. Sie wohnte in Krefeld und war lediglich im Urlaub in der Heimat. Der Kommissar sprach sie an, und sie war so freundlich, uns als Übersetzerin zur Verfügung zu stehen. Es konnte losgehen.

Wir sind dann in eine Amtsstube gegangen, in der drei Damen saßen. Erst konnte ich kaum was erkennen, denn das Büro war total zugequalmt. Dann ging es los, und relativ schnell haben wir das Protokoll aufgesetzt. Die Übersetzerin wurde noch „vereidigt“ und dann mussten wir noch kurz eine vierte Stunde auf die finale Unterschrift und einen Stempel warten. Um halb 11 waren wir fertig. Es folgten dann noch zwei Telefonate mit der Versicherung und der Zulassungsbehörde in Deutschland, die ich mir aber, im Nachhinein betrachtet, auch hätte schenken können.

Bevor wir nun aber dem „Ruf der Straßen“ folgten, haben wir erst mal eingekauft. Es fehlten ja auch unsere Kulturtaschen und so ein paar andere Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs. Dann ging es mit Volldampf in Richtung Schwarzes Meer.

Wir hatten den Ort Kasanlak noch nicht verlassen, da wurden wir von der Polizei in einer Kontrolle gestoppt. Langsam kam ich an Grenzen…

Man ließ mich aussteigen und zeigte mir, dass eines meiner Fahrlichter nicht funktioniere. Das war auch so und durch einen kurzen Schlag mit dem Handballen habe ich diesen Fehler repariert. Ein Schmunzeln beim Polizisten war die Folge, und er nahm erst mal meine Papiere, um diese in eine Liste einzutragen. Dann wies er mich darauf hin, dass ich doch ein wenig zu schnell gewesen sei. Um ehrlich zu sein, hatte er recht, denn es waren auf dieser 4-spurigen Straße nur 60 erlaubt, und ich war locker auf 80 gezogen. Demütige Haltung, vorgetäuschte Unwissenheit, freundlich bleiben und ein niedliches Auto; Das war das Rezept in dieser Sekunde, um einer Strafe zu entgehen. Es gelang, und wir konnten weiterfahren.

Was dann folgte, waren recht gut ausgebaute Straßen (bis auf die Ortsdurchfahrten) mit Kurs Ost. Ab und an trafen wir erstmalig auf DDR-Fahrzeuge. Ein Trabi, zwei Wartburg 2-Takter und IFA Lkw waren zu sehen und erhellten unser Gemüt. Um 12:30 Uhr erreichten wir das Schwarze Meer.

Die Aufgabe war, nur kurz baden zu gehen, und daher entschlossen wir uns dazu, nicht an den offiziellen Badestrand zu fahren. Wir hatten ja keine Badesachen mehr und wollten nun nicht noch wegen anderer Delikte Kontakt zu den staatlichen Behörden. In der Nähe einer (recht ärmlich wirkenden) Ferienhaussiedlung war ein kleiner Bach, der in das Meer mündete. Hier gab es keine Liegen mit Sonnenschirmen in vorgegebenen Reihen und Hotelbunker mit Sicherheitspersonal. Die Stelle war gut, undso gingen wir dann ins 26 Grad warme Wasser…die erste Entspannung des Tages.

Leider hatten wir kaum Zeit, ein wenig auszuspannen (ein wirkliches Manko dieser Rallye) und gingen dann nach kurzer Zeit wieder zurück. Am Bach entlang, in dem wir noch eine kleine Schlange entdeckten, zurück zum Auto und dann wieder die gleiche Strecke zurück in Richtung Westen. Es gab zwar alternative Routen, aber diese waren entweder länger oder führten durch die Berge.

So fuhren wir den anderen Teams quasi entgegen, denn wir waren trotz der Verzögerung durch den Diebstahl des Anhängers nicht die letzten im Feld. Plötzlich setzte ein Zylinder aus (natürlich an einer Steigung) und war auch nicht davon zu überzeugen, den Betrieb wieder aufzunehmen. Ich fuhr rechts ran. Über den GPS Tracker konnten wir sehen, dass andere Teams kurz davor waren, uns zu passieren. So ging Lena los, um Zeichen zu geben, und kaum 3 Minuten später kam Team „Danex“ den Berg herunter. Ich hatte den Fehler bereits als defekte Zündspule diagnostiziert und zum Glück dieses Ersatzteil im Kofferraum und nicht im Anhänger. So bekamen wir kurz Unterstützung in Form von Werkzeug von Team Danex, wechselten die Spule, und nach wenigen Minuten ging es weiter. Danke für Eure Unterstützung, Jungs!!

Bei Karnobat bogen wir ab in Richtung Norden und fuhren durch zwei Höhenzüge nach Shumen. Von dort aus ging es weiter Richtung Nordwesten nach Russe an der Donau. Der Trabi lief wirklich gut. Die fehlenden 300 kg am Haken machten sich positiv bemerkbar (auch wenn wir sie lieber geschleppt hätten). Gegen 17:00 Uhr waren wir dann in Russe und wollten unser letztes bulgarisches Geld auf den Kopf hauen. So fuhren wir zu einer Tankstelle, tankten voll und setzten das Restgeld in Öl, Sandwiches und Schokolade um. An der Tankstelle trafen wir auch ein kleines Motorrad mit einem seltsamen Kennzeichen. Es war ein 99cm³ Moped aus Südkorea. Der Fahrer war auf eigener Achse nach Europa gefahren (Reisegeschwindigkeit 50km/h) und entdeckte nun mit diesem Gefährt die Welt. Im Vergleich dazu waren wir echt kurz unterwegs und komplett übermotorisiert...

Bevor wir über die Donau fahren konnten, standen wir aber erst mal im Stau. Unsere Vermutung, dass es sich um die Grenzkontrollen handelte, war leider falsch. Es war die Brückenmautstation, die uns rund eine Stunde kostete. Das Chaos entstand durch die chaotische Verkehrsführung und durch die Zahlstelle, die natürlich rein manuell funktionierte und auf 2 Spuren limitiert war. Dann ging es über die Donau, die an dieser Stelle wirklich sehr breit ist.

Die Einreise nach Rumänien gegen 18:45 war dann unproblematisch. Schnell noch die Straßenmaut von 4 Euro bezahlt, und weiter ging es. Wir mussten zunächst durch die Stadt Giurgiu. Hier hatten wir fast wieder albanische Verhältnisse, und die Armut war nicht zu übersehen.

Das eigentliche Tagesziel war die Region Bukarest, jedoch sind die beiden anderen Teams ein wenig weiter bis Pitesti gefahren. Und wir wollten sie einholen.

So fuhren wir über zunächst eher schlechte, dann aber besser werdende Landstraßen an Bukarest vorbei und machten ordentlich Strecke. Pferdefuhrwerke waren normale Fortbewegungsmittel, Menschen liefen unkoordiniert auf der Straße, und die bekannten Straßenhunde hatten nichts Besseres vor, als heraneilende Trabant damit zu ärgern, mal spontan auf die Straße zu laufen. Und jetzt wurde es auch langsam dunkel. Im Nachhinein betrachtet hätten wir lieber früher ein Quartier aufsuchen sollen, denn nur mit einer Taschenlampe beleuchtete Pferdegespanne sind nichts für schwache Nerven. Wir erreichten das Hotel in Pitesti gegen 22:30 Uhr und waren somit mehr oder weniger 12 Stunden durchgefahren. 676 Kilometer Landstraße sind für diese Straßenverhältnisse eigentlich zu viel.Ein wenig Komfort im Hotel hatten wir uns nun aber wirklich verdient.

 

17.07.2018 11. Tag Rumänien (km 4692)

Vor uns lag heute eine der schönsten Straßen der Welt. Wir sollten die Transfagarasan bezwingen. Zunächst mussten wir jedoch ein wenig einkaufen und wählten dafür typisch rumänisch einen „Kaufland“.

Dann ging es in die Berge. Zunächst recht spektakulär hoch zum Stausee, wo wir auf der Staumauer ein Beweisfoto mit dem Prometheus (einer Statue oberhalb der Staumauer) machen mussten. Eigentlich wollten wir noch ein paar Stufen zum Prometheus hinaufgehen, aber der Weg war gesperrt. Wie wir später erfuhren, war es wegen einer Bärenfamilie, die dort in der Nähe wohnte, und gerade Nachwuchs bekommen hatte.

Danach kamen unzählige Kurven-Kilometer im Wald entlang des Sees, und ich stellte mir schon die Frage, warum das nun eine der schönsten Straßen der Welt sein sollte. Doch plötzlich ging es bergauf und dann wussten wir, dass wir richtig waren. Es ging erbarmungslos ins Hochgebirge, und die Streckenführung war einfach grandios. Die Passhöhe auf 2042m war ein Tunnel, auf dessen Nordseite sich dann die üblichen Touristenshops befanden. Keine 200 Meter weiter war dann wieder die reine Natur des Hochgebirges mit den unzähligen Serpentinen hinab ins Tal.

Es ging nun darum, Strecke zu machen, denn wir wollten noch bis Ungarn. So fuhren wir zunächst bis Sibiu und machten dort eine Pause. Weiter ging es Richtung Westen. Bei einem Praktiker-Baumarkt (!) machten wir einen kurzen Stopp. Wir hatten ja keinen Zündkerzenschlüssel mehr, und den wollte ich auf jeden Fall an Bord haben. Der Markt war ein Ramschladen und mit deutschen Baumärkten nicht zu vergleichen. Der Zündkerzenschlüssel ist dementsprechend nur für äußerste Notfälle geeignet, denn lange leben wird diese Qualität nicht.

 

Wir entschieden uns, abweichend von der vorgeschlagenen Strecke eher die Hauptstraße zu nutzen, und  südlicher über Arad zu fahren. Die Straße war gut, als sich der Himmel deutlich verdunkelte und sich kurz danach in einem Wolkenbruch entlud. Wir mussten langsam fahren (rumänische LKW haben da eine andere Physik und können weiter ballern), und der Scheibenwischer war auf Stufe 2. Mit 40 km/h fuhren wir weiter und wunderten uns schon ein wenig, als die ersten braunen Bäche aus dem Berg liefen. Es wurde jedoch schlimmer und aus den Bächen wurde Schlamm mit Holz.

 

Plötzlich ging nichts mehr. Alle standen auf der Straße, denn zwei LKW vor uns kam so viel Wasser den Berg herunter, dass selbst die LKW nicht weiterfuhren. Es knallte, irgendetwas war den Berg heruntergerutscht und uns in die Seite gesprungen. Mir wurde die Situation unheimlich, zumal der „Schlammfluss“ auf uns zukam.

Wir prüften die Karte und drehten um. Es gab eine Parallelroute auf einer weißen Straße im Tal, die wir ausgesucht hatten. Hauptsache von diesem Berghang weg. So mussten wir zunächst 40 km zurück, bevor wir die Brücke über den im Tal befindlichen Fluss nehmen konnten. 

Dann fuhren wir wieder Richtung Westen, wenn auch hier die Straße auf längeren Abschnitten braun überflutet war. Kaum 2 Stunden später als geplant waren wir dann in Lipova auf der ursprünglichen Straße. Es war kein Verkehr auf der Straße, sodass wir davon ausgingen, dass sie immer noch unpassierbar sein musste.

Weiter ging es in Richtung Ungarn. Wir erreichten gegen 20:30 kurz hinter der Grenze in Marko einen Campingplatz und der Besitzer sprach sogar Deutsch. Bei einem guten Essen konnten wir diesen ereignisreichen Tag dann gut ausklingen lassen.

18.07.2018 12. Tag Ungarn (km 5324)

 

Heute sollte es nur eine kurze Etappe werden. Nachdem wir den Tag zuvor den Ehrgeiz hatten, bis Ungarn zu kommen, war es jetzt quasi ein Katzensprung nach Budapest. Doch zunächst mussten wir eine weitere Aufgabe aus dem Roadbook erledigen: „Essen auf Rädern“.

Bei dieser Aufgabe musste man irgendetwas im Motorraum kochen. Bei einem gut eingepackten luftgekühlten Auto wie dem Trabant wirklich eine Herausforderung, oder? Nein eigentlich nicht, denn, wenn man darüber genauer nachdenkt, hat der Trabant eine exzellente Dosenhalterung: Man nehme den Heizungsgeräuschdämpfer ab und stelle die Dose einfach in den Stutzen für die Heizung auf dem Auspufftopf. So öffneten wir die Dose ein wenig, damit der Wasserdampf heraus kann, und kaum 15 Kilometer später an einer Tankstelle gab es richtig heiße Bohnen.

Nach dem umfangreichen Frühstück - wir hatten die Bohnen mit Kaffee und Kakao abgerundet - ging es gen Budapest. Die Aufgabe für den nachfolgenden Tag war es, auf einem der vielen Flohmärkte etwas Kurioses zu finden. Da der Flohmarkt im Südosten der Stadt lag, suchten wir diesen Punkt zuerst auf. Wir fanden auch wirklich witzige Sachen, so eine Auto-Shampoo-Flasche, die auf der Vorderseite einen amerikanischen Straßenkreuzer zeigt. Hergestellt war das Shampoo in der DDR…

Wir fuhren in die Stadt, und ich zeigte Lena ein wenig Budapest. Wir begannen in der historischen Markthalle, in der Hoffnung etwas Essbares zu finden. Aber wir wurden enttäuscht, denn es war eben eine Markthalle und kein Restaurant. So gingen wir in die Fußgängerzone und wurden dort schnell fündig.

Nach dem Essen war uns nicht mehr richtig nach Sightseeing, und wir fuhren direkt zum Campingplatz (einem ehemailen Straßenbahn-Bahnhof). Dort wurden wir mit Begeisterung begrüßt, und anschließend wurden erst einmal die Erlebnisse der letzten Etappe ausgetauscht.

Abends gab es zunächst auf dem Campingplatz original ungarische Gulaschsuppe, bevor wir alle zusammen mit dem Bus in die Budapester Innenstadt fuhren, wo wir in einem der angesagten Clubs der Stadt den Tag bei Bier und Musik ausklingen ließen.

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© Frank Schwardtmann

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