Nachdem wir erst um halb 2 Uhr im Bett waren, starteten wir in Budapest etwas später nach einem von der Rallyeorganisation gestifteten Frühstück gegen 9:00 Uhr. Zunächst noch gemeinsam mit drei anderen Teams verloren wir uns recht schnell im Stadtverkehr, so dass Lena und ich für uns entschieden, allein weiterzufahren. Gerade auf gut ausgebauten Landstraßen oder Schnellstraßen waren wir einfach zu langsam, denn mit dem Dachzelt fuhren wir laut Tacho maximal 90 km/h.
Die Ausfallstraße war als M1 gekennzeichnet, womit es sich dabei eigentlich um eine Autobahn handelte. Wir haben diese, im Gegensatz zu den anderen Teams, gemieden und sind brav über Land in Richtung Slowakei „gezuckelt“ und passierten schließlich um 11:00 Uhr die Grenze.
Es wurde dann leider recht regnerisch, als wir in der Slowakei durch die Skigebiete fuhren. Klassische Holzhäuser zeichneten das Gebiet aus, ein wenig wie die Alpen in klein, aber mit den typischen Häusern aus der früheren Tschechoslowakei. Aber auch an historischen Holzbauten kamen wir vorbei. So in Podbiel, wo die komplette Innenstadt aus Blockhäusern des 19. Jahrhundert bestand.
Leider hatten wir uns bei unserer Tankstrategie ein wenig verrechnet, so dass wir im Euroland Slowakei noch 10 Liter nachbunkern mussten. Hier dann zu 1,39 statt 1,18 in Polen. Kaum in Polen angekommen (Grenzübertritt um 14:48) landeten wir dann, bedingt durch eine große Baustelle, im Stau. Wir hatten in der Zwischenzeit die anderen Teams überholt, die sich wegen einer der vielen Sonderaufgaben ein wenig Auszeit genommen hatte. So erreichten wir dann Krakau erst um kurz nach halb 6:00 Uhr und checkten in unser Hotel ein. Wir hatten uns für ein Hotel entschieden, denn bei diesem Wetter und auch wegen der für die Aufgabe erforderliche Innenstadtnähe waren wir strategisch damit sicher besser unterwegs. Zwei weitere Teams hatten das gleiche Hotel gewählt, sodass wir abends dann zusammen in die Innenstadt zum Essen gegangen sind.
Die Burg von Krakau, wo wir die heutige Tagesaufgabe finden sollten, machte erst um 9:30 auf. So konnte Lena ein wenig ausschlafen und ich bei einer Tasse Kaffee die Reiseberichte der letzten Tage nachholen. Wir hatten einfach abends keine Zeit mehr, noch sinnvolle Zeilen zu Papier zu bringen. Um 8:00 gab es dann Frühstück im Hotel. Doch bevor es zu Fuß in die Stadt ging, wollten wir noch eine der letzten Sonderaufgaben der Rallye erledigen.
Wie bei Clowns bestand die Aufgabe darin, sich von einer fremden Person eine Torte ins Gesicht schmeißen zu lassen. Der Bäcker um die Ecke hatte zwar nur Blechobstkuchen, aber mit ordentlich Sahne drauf wurde dieser schnell zum passenden Wurfgeschoss. Und woher nun die fremde Person. Ich fragte eine nette Bedienung des Hotels, die erst etwas verwundert schaute, dann aber durchaus Gefallen an der Idee fanden. Und los ging‘s. Lena filmte diesen historischen Akt und dank der Nähe des Hotelzimmers konnte ich mir die klebrige Sahne anschließend im Zimmer gut wieder aus dem Gesicht entfernen.
Krakau ist eine wirklich schöne Stadt, sehr lebendig und auch sehr touristisch erschlossen. Wir erreichten die Burg schnell und sollten uns vor den „Drachenknochen“ im Eingangsbereich der Kirche fotografieren. Obwohl wir gegen 10:00 vor Ort waren, war die Schlange am Ticketschalter schon sehr lang. Wir versuchten, diese zu umgehen, und schauten, ob ggf. ein Bild auch ohne Eintrittskarte möglich war. Der Wachmann am Eingang zur Kirche hatte Verständnis, und so war diese Aufgabe schnell erledigt. Auf dem Rückweg zum Hotel druckten wir dann bei einer Rossmann Filiale (die gibt es inzwischen überall in Europa) unsere Bilder für das Roadbook aus, die wir später einklebten.
Es ging nun in Richtung Westen, jedoch mussten wir erst aus dem Großraum Krakau herauskommen. Ort reihte sich an Ort und an „richtig Strecke“ machen war nicht zu denken. Dennoch erreichten wir irgendwann die Industrieregion von Katowice. In Gliwice mussten wir noch einmal final abbiegen, dann waren wir endlich auf dem Land und konnten frei fahren. Plötzlich fanden wir Ortseingangsschilder vor, bei denen zwei Namen aufgeführt waren. Und der eine kam uns so seltsam vertraut vor. Wir hatten die Woiwodschaft Oppeln erreicht und damit die ehemalige Grenze von 1937 überschritten, und in dieser Region Polens hatte man tatsächlich die alten Ortsnamen zusätzlich aufgehängt. Willkommen in Goschütz, Jakoswalde oder Alt Cosel.
Tagesziel laut Roadbook war die Region von Prudnik, doch diese erreichten wir bereits um 17:30. Nachdem wir den Tag ruhig hatten angehen lassen, wollten wir aber noch ein paar Kilometer machen. Und so fuhren wir nach kurzer Beratung mit dem Team 36 erst mal weiter ohne bestimmtes Ziel. Gegen 20:00 erreichten wir Kodowa-Zdroj, den letzten polnischen Ort vor der Tschechei. Hier wurde erst mal der Tank des Autos gefüllt und dann auch unser Magen. Ein vollwertiges Abendessen incl. Getränke für zwei Personen kostete dann 17 Euro; dafür hatte ich in der Schweiz zwei Stück Kuchen, einen Kaffee und ein Wasser bekommen.
Kurz hinter der Grenze hatten wir einen Campingplatz ausgemacht. Diesen steuerten wir an. Nachdem der Nachtportier leider weder Englisch noch Deutsch sprach und wir uns dennoch mit ihm verständig hatten, konnten wir auf den Platz. Hier waren verschiedene Buden aufgebaut und ein kleiner Jahrmarkt. Es gab Musik und Tanz, Bier und andere Leckereien. Für uns war das alles nichts, denn wir hatten keine tschechischen Kronen und waren somit nicht in der Lage, etwas zu kaufen. Und so gönnten wir uns die beiden letzten mir verbliebenen (lauwarmen) Büchsen Bier und ließen den Tag ausklingen.
Heute wollten wir Strecke machen. Wie weit, war noch nicht klar. Da der Trabant aber gegenüber den anderen Teilnehmern auf der Autobahn, die am letzten Tag wieder erlaubt war, einen kleinen „Wettbewerbsnachteil“ hatte, wollten wir mindestens in die Region Leipzig kommen.
Zunächst ging es aber über sehr gut ausgebaute Straßen durch Tschechien Richtung Liberec und dann weiter nach Decin. Hier erreichten wir die Elbe, und nun ging es durch das wunderschöne Elbsandsteingebirge in Richtung Dresden. Um 11:30 Uhr erreichten wir die deutsche Grenze, die letzte, die wir auf dieser Tour überschreiten sollten und der 22. Grenzübertritt insgesamt.
Mit der G-Klasse von Team 36 im Schlepp ging es nun nach Dresden. Da weder Lena noch die anderen beiden bislang diese wunderschöne Stadt besichtigt hatten, gab es eine Stadtführung im Schnelldurchgang. Sozusagen zum Anfüttern, um sich hier, vielleicht bei etwas niedrigeren Temperaturen als 32 Grad, die Schönheit dieser Stadt noch einmal in Ruhe anzuschauen. Wir nutzen die Gelegenheit einer ausgiebigen Mittagspause in klimatisierten Räumlichkeiten, denn draußen war es einfach zu warm. Dann bestiegen wir wieder unsere Fahrzeuge.
Da wir die Autobahn nicht nutzen durften, der direkte Weg aber durch die Umweltzone von Leipzig führte, entschieden wir uns für eine Route weiter nördlich. Diese war unwesentlich länger, ließ sich aber, da wir die Großstädte Leipzig und Halle umfuhren, auch deutlich besser fahren. So ging es über Meißen, Torgau, Wittenberg nach Magdeburg. Wir waren noch nicht müde, und so ging es weiter über Haldensleben, Oebisfelde und Wolfsburg (leider mit umfangreicher Baustellenumfahrung) nach Celle. Tanke und McDonald‘s stand auf dem Programm und eine Beratung, wie wir nun um 22:00 Uhr weiter verfahren sollten. Zur Auswahl stand Übernachten rund um Celle oder Durchziehen bis Hoya -das zweite mit der Option, am nächsten Tag ausschlafen zu können und entspannt nach einem Frühstück pünktlich um 14:00 Uhr am Schuppen 1 aufzuschlagen.
Wir entschieden uns für Hoya, und so fuhren wir in die Nacht hinein. Um Punkt Mitternacht erreichten wir das Haus meiner Freundin, wo wir dann sehnsüchtig erwartet von der Familie begrüßt wurden. Von hier war ich 15 Tage und 12 Stunden vorher zu diesem großen Abenteuer aufgebrochen.
Das Finale stand auf dem Programm. Nach dem geplanten Ausschlafen und dem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Die letzten 51 km lagen vor uns, zum Schuppen 1 in Bremen, wo wir pünktlich kurz nach 14:00 Uhr als erstes Team einliefen. Wir hatten uns vorher noch mit Team 30 getroffen und außerdem den Zieleinlauf mit Team 36 zusammen geplant. Als kleinen Witz haben wir uns erlaubt, die Mercedes G-Klasse an den Haken zu nehmen, und so haben wir diesen mit über die Ziellinie geschleppt (ganz schön schwer für den kleinen Trabant).
Das Warten auf die Siegerehrung begann, wurde aber durch kühle Getränke und viel gute Laune, dass es eigentlich alle geschafft hatten, verkürzt. Um kurz vor 7 Uhr war es dann soweit. Die beiden Organisatoren Alex und Max traten vor die versammelte Mannschaft und verkündeten die drei ersten Plätze. Und dann passierte das, womit wir wirklich nicht gerechnet hatten. Obwohl wir die erste Prüfung, eine Gleichmäßigkeitsprü-fung mit 6 km/h, vollkommen „versemmelt“ hatten, gewannen ausgerechnet wir die Rallye. Wir waren total glücklich, und es war ein toller Erfolg nach all den Tagen, den Strapazen und auch dem Ärgernis mit dem gestohlenen Anhänger.