Heute sollte es ernst werden, denn es ging zur Grenze. Diese fanden wir gegen 10:00 Uhr recht schnell, auch wenn sie nur auf Estnisch und Russisch ausgeschildert war. Jedoch ließ man uns nicht hinein. Wir mussten zunächst zu einem außerhalb der Stadt liegenden Warteplatz fahren. Dort angekommen wurden wir für € 1,10 registriert. Dann durften wir in eine Schlange. Wir beobachteten, dass alle anderen zu einem weiteren Häuschen liefen. Ich tat das gleiche und wurde abermals registriert, dieses Mal für € 3,-. Über eine Anzeige wurden nun alle Kennzeichen aufgerufen, doch wo war unseres? Wir beobachteten die Anzeige gut 1,5 Stunden, doch OHZ FR 601 erschien nicht. Auf Nachfragen (es sprach keiner hier Englisch!!!!) ließ man uns einfach fahren.
So ging es an die Grenze, wo wir unsere Registrierungsmarke vorzeigten und um 12:00 Uhr in den Wartebereich der estnischen Kontrolle kamen. Dort tat sich erst einmal nichts (vielleicht war ja Mittag?). Vor uns war nur ein Auto und schwuppdiwupp waren wir eine halbe Stunde später dran. Die Kontrolle erwies sich auf Grund der fehlenden englischer Sprachkenntnisse als schwierig, aber der Trabi wirkte als Sympathieträger. Man ließ uns „Spinner“ passieren. Dann standen wir auf der Brücke über die Narva, und wir mussten abermals warten. Wieder sah ich andere Grenzgänger Papiere abholen, was ich ihnen nachtat. Ich erhielt alles, allerdings in Russisch. Auf meine Nachfrage erhielt ich dann zwei Satz Papiere, deren Worte durchaus englisch waren, jedoch nur bedingt einen Zusammenhang ergaben. Nach besten Wissen und Gewissen füllte ich einen Bogen für Gernot und einen für mich aus.
Nach dieser Vorkontrolle ging es zu dem eigentlichen Kontrollposten. Zunächst kam die Ausweiskontrolle bei einem typischen Flintenweib (ich dachte an Selmsdorf 1988). Dann kam die Fahrzeugkontrolle. Alle Hauben und Türen auf, Taschen raus und wir waren kurz davor, auch das Dachzelt aufzubauen. Ein höherrangiger Offizier nahm sich unser an, denn er sprach gebrochen Englisch. Allerdings musste ich die Papiere noch einmal ausfüllen, denn wenn man für zwei Personen zwei Exemplare bekommt, bedeutet das noch lange nicht, dass man für jeden einen Bogen ausfüllt. Es sollte einer für die Ein- und einer für die Ausreise sein.
Kaum vier Stunden später hatten wir die Kontrolle passiert und waren in Russland. Das erste war kurz hinter Narva ein Pinkelstopp, denn mir taten inzwischen sogar die Nieren weh. Die Weiterfahrt nach St. Petersburg war dann formal kein Problem mehr, die Straßen waren allerdings so schlecht, dass wir auf der Fernstraße teilweise nicht schneller als 30 km/h fahren konnten. Hatte ich jemals über polnische Straßen geschimpft, so möchte ich das hiermit relativieren.
Nach einem Tankstopp in St. Petersburg und unzähligen Handyfotos und „Daumenhoch“ russischer Verkehrsteilnehmer, erreichten wir um 19:04 Uhr nach 2.321 km das Park Inn Hotel in St. Petersburg. Von den bisher gefahrenen Kilometern haben wir lediglich 315 km auf Autobahnen zurückgelegt.