Heute lassen wir das Auto stehen und sehen uns St. Petersburg an. Als normale Touristen nutzen wir zunächst den Bus und dann die U-Bahn, um vom Hotel in die Stadt zu kommen. Unser Trabi parkt
dabei die ganze Zeit direkt vor dem Hotel und erfreut sich großer Beliebtheit bei den anderen Hotelgästen.
In der Innenstadt angekommen, haben wir ein Programm, das selbst japanische Touristen überfordern würde. Am Nevskiy Prospekt angekommen, wandern wir zunächst zur Erlöser-Kirche und bestaunen diese
von außen. Ein Blick ins Innere bleibt uns verwehrt, denn lange Schlangen von Besuchern und Eintrittspreise von fast 10 Euro pro Nase halten uns von dem Besuch ab. Unser Weg führt uns dann durch den
Park zum ehemaligen Ingenieurspalast in Richtung der Neva. Unser Ziel ist die Peter-und-Paul-Festung, in der wir die Kathedrale und das Gefängnis besichtigen. Die Kirche ist durchaus beeindruckend,
das Gefängnis ist allerdings nur für wirkliche Russlandkenner etwas, denn hier wurden u.a. die bekannten Revolutionäre der Großen Oktoberrevolution eingekerkert (und wenn man die nicht
kennt....)
Zurück geht es vorbei an den beiden berühmten roten Leuchttürmen zum Winterpalast, dann zum “Ehrenhaften Reiter” und schließlich noch zur Isaak- Kathedrale, der wir auf's Dach steigen und einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt genie-ßen. Ein abendliches Essen mit ei-nem Kollegen, der die Dependance meines Arbeitgebers in St. Petersburg leitet, lässt den Tag perfekt ausklingen.
Der zweite Tag in St. Petersburg beginnt mit einem geschäftlichen Termin bei meinem Kunden südöstlich von St. Petersburg. Hier erreichen wir auch den östlichsten Punkt unserer Reise (N 59,78° / E 30,48°). Gegen Mittag stürzen wir uns erneut ins Getümmel und fahren durch den manchmal recht chaotischen Stadtverkehr der Metropole. Gernot, als ehemaliger Buchhändler literarisch geprägt, möchte das Grab von Dostojewski besuchen; mir hat es eher das Grab von Peter Tschaikowski angetan, der auf dem selben Friedhof seine letzte Ruhe fand. Dann fahren wir den Nevskiy Prospekt komplett hinunter und halten, nicht ganz legal, vor dem Winterpalast für ein Beweisfoto (km 2.336 um 17:06).
Die ursprüngliche Planung eine weitere Nacht in St. Petersburg zu bleiben, hatten wir inzwischen fallen gelassen. Wir befürchte-ten, an der Grenze zu Finnland ebenfalls erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen und somit dann die Fähre in Helsinki zu verpassen. So haben wir bereits morgens im Hotel ausgecheckt und machen uns nun auf den Weg. Wir verlassen St. Petersburg in nördlicher Rich-tung und stellen uns dabei in den Stau des Berufsverkehrs. Schon etwas außerhalb staut es erneut auf beträchtlicher Länge, da ein alter Wolga M21 leider den Abstand zu seinem Vordermann falsch eingeschätzt und somit dessen Heck und seine eigene Front einer Kaltverformung unterzogen hat (den Insassen war augenscheinlich nichts pas-siert).
Dann folgt die gut ausgebaute Landstraße nach Vyborg. Eine anscheinend gefährliche Strek-ke, denn rechts und links der Straße finden sich viele Gedenk-stätten, die teils aus den Schrotteilen der verunfallten Autos kunstvoll gebildet worden sind. In der Nähe von Vyborg (der Ortsname klingt finnisch, ist aber russisch) passieren wir den nördlichsten Punkt der Reise (N 60,79° / E 28,72°).
Nach zwei Vorkontrollposten nut-zen wir einen letzten Tankstopp in Russland (Volltanken für rd. 70 Cent pro Liter), um die letzten Rubel in Nahrung für Auto und Besatzung umzusetzen. Ein Besuch in einer Hot Dog Bude scheiterte daran, dass es keine Würstchen gibt. So fahren wir weiter und werden dann mit russischer Suppe, Pizza und Kaffee zufrieden gestellt.
An die Grenze kommend, kön-nen wir ohne Stau bis an den ersten Kontrollpunkt heran-fahren. Wieder beginnt ein kleiner Papierkrieg, doch dieses Mal geht alles glatt. Zoll passiert, Passkontrolle mit Abgleich des Fotos, alle Hauben und Türen auf, Dachzelt aufgestellt, alles wieder zusammenbauen und weg. Bei den Finnen gibt es kaum Theater, und nach nur einer halben Stunde sind wir wieder im „Westen“. Es ist inzwischen 20:45 Uhr finnischer Zeit geworden (wir haben eine Stunde gewonnen), und die Sonne steht noch hoch am Himmel. Trotz sich anbahnender Müdigkeit nach dem langen und heißen Tag (ca. 28°) fahren wir weiter und erreichen Lovisa. Der Campingplatz ist jedoch schon geschlossen und so suchen wir uns an einem Seglerhafen auf dem Parkplatz eine Stelle für die Nacht. Das dortige Hinweis-schild, dass das Übernachten verboten sei, ignorieren wir einfach. Hätte jemand gefragt, ich hätte das natürlich nie entziffern können (Übrigens: Schwedisch und Dänisch ähneln sich sehr stark und in Finnland sind fast alle Schilder in Suomi und Schwe-disch beschriftet). Wir leisten uns noch zwei Bier zur je € 5,- und sinken dann entspannt in den Schlaf.