Algerien: von Tabarka bis Mostaganem

3. Januar 2017, 9. Tag, Tabarka - Annaba, km 3026

Es sollte nur eine kurze Etappe werden, aber wir hatten einen ganzen Tag dafür eingeplant, denn es sollte die Grenze von Tunesien nach Algerien passiert werden. Dieses bedeutete nicht nur die Einreise nach Algerien, sondern auch die Prozedur der Ausreise aus Tunesien. Und da wir im Internet nicht ansatzweise irgendwelche Erfahrungsberichte fanden, hatten wir uns auf ca. 6 Stunden eingestellt.

Die Strecke zur Grenze wurde zur ersten Herausforderung, denn es ging zunächst richtig in die Berge mit langen Passagen im 2. Gang. Und plötzlich waren wir da. Ein uniformierter tunesischer Beamter mit einer Kippe in der Hand kam freundlich auf uns zu, gab uns zwei Formulare zum Ausfüllen und erklärte uns in gutem Englisch die Prozedur. Wir folgten seinen Anweisungen und sahen uns wenig später in der tunesischen Grenzabfertigung. Der Zoll war leider etwas überfordert mit unserem Auto und besonders mit dem Anhänger, aber schlussendlich klappte alles. Die Zöllner wollten gerne den Anhänger von innen sehen und waren von dem Kocher und unseren Küchenequipment begeistert.

Dann kam der algerische Teil. Es ging keine 100 Meter weiter und wir fanden uns in einem Wartebereich vor Kontrollhäuschen wieder. Da diese aber nicht in Betrieb waren, parkten alle wild durcheinander, und wir beschlossen, mit unserem Gespann diesem Treiben ebenfalls nachzugehen. Wir gingen in die Grenzabfertigung, und dort standen ca. 100 Personen „unsortiert“ vor einem Tresen. Wir versuchten, ein System zu erkennen und merkten, dass die Tunesier und Algerier einfach ihre Pässe mit einem Registrierzettel auf den Tisch legten. Diese wurden dann von den Zöllnern eingesammelt und nach einer Weile kam ein Zöllner mit rund 20 Pässen heraus und rief die Namen einfach aus, wie beim Verteilen einer Klassenarbeit.
Ich sprach einen freundlich dreinschauenden Zöllner an und bat ihn um die Formulare. Er konnte ein wenig Englisch, und so erhielt ich die Einreisezettel für Stephan und mich sowie für unser Gespann. Er kümmerte sich um die Pässe, und so hieß es einfach nur warten -zusammen mit allen anderen. Nach ca. einer halben Stunde kam der Beamte mit den Pässen zurück und er übergab sie an einen Zollbeamten mit Mütze (er schien etwas wichtiger zu sein…). Man bemühte sich nun, unser Auto und den Anhänger zu registrieren. Da man den Trabant als Auto nicht im Computer fand, wurde daraus einfach ein Talbot gemacht. Der Anhänger war eine größere Herausforderung, denn dieser war einfach nicht vorgesehen. Es gibt in Nordafrika einfach keine PKW mit Anhänger. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis auch diese Prozedur überstanden war. Während der Zeit unterhielten wir uns immer wieder sporadisch mit dem bemützten Zöllner über Deutschland, deutsches Bier und die Familie.

Irgendwann waren wir durch, und alle anderen Zöllner und Grenzgänger hatten inzwischen auf dem Gelände unser Auto fotografiert (Warnung des Auswärtigen Amt ist übrigens: keine Fotos von Polizei-, Militär- und Grenzanlagen). Wir wollten gerade losfahren, als der Zöllner mit der Mütze kam und uns den Weg zur Versicherung wies, die wir für Algerien abschließen mussten, da Algerien nicht von der grünen Versicherungskarte abgedeckt ist.

Wieder warten, bis wir dran waren. Wieder Geduld und mindestens 10 Leute, die sich vordrängeln wollen. Irgendwann konnten wir in den Container, und unsere Daten wurden aufgenommen. Der Versicherungsvertreter wollte mir zwar nicht glauben, dass das Auto nur 26 PS hat, füllte aber dann alles aus. Der Anhänger wurde, da er nicht im Computersystem gefunden wurde, handschriftlich auf den Versicherungsschein ergänzt und dann ging es an das Bezahlen. Leider konnten wir nur mit Algerischen Dinar bezahlen. Diese dürfen aber nicht aus oder eingeführt werden. An der Grenze gab es aber auch keine Wechselstube. Wie soll das also gehen? Schlussendlich fanden wir eine Lösung…

Zurück in der Versicherungsbude bekamen wir unser Dokument, und dann ging es zur ersten Auslasskontrolle. Allerdings mussten wir erst eine Kuh vorbeigehen lassen, die völlig unbehelligt die Grenze passierte. Auch auf der algerischen Seite war unser Anhänger von höchstem Interesse, und die Stimmung lockerte sich. Dann setzte sich einer der eine Zöllner in unseren Trabi und sein Kollege machte ein Erinnerungsfoto…
Wir erreichten eine weitere Kontrolle. Ich sollte aussteigen, und der Zöllner setzte sich wie selbstverständlich zu Stephan in den Trabi. Er schmiss den Motor an, und Stephan zeigte ihm den ersten Gang. Und so fuhr er 10 Meter vor und sein Kollege machte ein Foto von ihm. Erst dann wurden noch mal alle Papiere abgeglichen. Es war alles OK, aber wir mussten noch ein wenig warten. Erst als drei andere Autos ebenfalls abfahrbereit waren, durften wir im Konvoi die Grenze passieren. Man wollte, dass wir zusammen bis in die nächsten Ortschaften fahren.

Der Rest der Fahrt war wenig spektakulär, denn wir hatten uns inzwischen daran gewohnt, dass in jedem zweiten Auto ein Handy auf uns gerichtet war. Die Algerier sind begeistert von uns, winken, freuen sich und hupen. So erreichten wir nach unzähligen „speed bumps“ das Hotel in Annaba, was sich als absolute Absteige herausstellte. Aber es war ja nur für eine Nacht.

Nach dem Einchecken widmeten wir uns noch dem Trabi, tauschten die Glühlampe des Bremslichts aus und nahmen Abschmierarbeiten vor, während auf dem Kocher im Anhänger das Wasser für einen leckeren Kaffee kochte.

4. Januar 2017, 10. Tag, Annaba - Algier, km 3154

Unser Hotel war wirklich schrecklich, und der Preis von 74 Euro stand in keinem Verhältnis zu dem was geboten wurde. Wir hatten sogar ernsthaft überlegt, lieber im Dachzelt zu schlafen, um uns nicht irgendetwas wegzuholen. Wir überlebten schlussendlich die Nacht, verzichteten auf die morgendliche Dusche und beschlossen, über das Frühstück nicht weiter zu sprechen.

Los ging es auf eine lange Tagesetappe nach Algier. Zunächst wurde erst mal vollgetankt. Für 8,50 Euro gab es 27 Liter, die Reservekanister durften nicht befüllt werden. Dann ging es über eine Schnellstraße in Richtung Autobahn. Jedoch kamen wir nicht weit, denn wir wurden mehr oder weniger genötigt, anzuhalten. Der Grund: Der freundliche Algerier wollte ein schönes Foto von unserem Auto. Wir fanden es lustig und konnten noch nicht ahnen, dass uns ähnliches den ganzen Tag widerfahren sollte.

Die Autobahn erreicht, war mit einem Schlag das Verkehrschaos zu Ende. Eine dreispurige moderne Autobahn, europäischer Standard mit teils sehr aufwändigen Hochbauten und Tunneln erwartete uns. Es ging recht extrem in die Berge, und so fuhren wir teilweise auf deutlich über 1000 Meter, wie wir später ermittelten. Der Trabi hatte gut zu tun, denn die Steigungen waren teilweise nur im 2. Gang zu  bewältigen (vergleichsweise mit dem Brennerpass). Unterwegs wurden wir fotografiert und gefilmt. Autos fuhren an uns vorbei, hupten uns zu, oder die Insassen winkten. Dann wurde an den Straßenrand gefahren um anzuhalten, das Handy scharf zu machen, und wir wurden gefilmt. Eine Zählung ergab 64 filmende oder fotografierende Autos auf 100 Vorbeifahrten.

Es gab nur wenige Abfahrten, die dann teilweise bis zu 60 km auseinander lagen. Und so machten wir uns Sorgen um die Spritversorgung. Gegen 11:00 Uhr machten wir an einer der wenigen Abfahrten eine Pause und kochten uns erst mal einen richtigen Kaffee und Tee. Sogleich hatten wir zwei neugierige (aber nicht lästige) Algerier, und es wurde munter fotografiert.

Weiter ging es in Richtung Algier, und die Abfahrtsdichte wurde besser. Es gab sogar Autobahntankstellen, und bei Sefrit fuhren wir ab zum Tanken. Zunächst ist es immer schön, die Verwirrung des Tankwarts (selbst tanken darf man nicht) zu sehen, der nach der Tankklappe sucht. Wenn ich dann anfange mein Öl in den Tank kippe, ist ohnehin alles zu spät….
Es war Mittagszeit und so blieben wir auf der Tankstelle und stellten uns vor den Gasverkauf. Dort machten wir den Anhänger auf und kochten uns erst mal unsere Tortellini mit Tomatensauce. Man stelle sich die ähnliche Szene (Parken, Kochen mit offenen Feuer) mal auf einer deutschen Tankstelle vor.

In Richtung Algier wurde die Autobahn leider voller und auch deutlich schlechter. Die immer wieder uns behindernden Fahrzeuge, die unbedingt Fotos machen wollten, nervten dann irgendwann doch. Und der Verkehr war eine wirkliche Herausforderung. Wenn die Autobahn aufgrund von Baustellen einspurig wurde, waren die Spuren durch eine gelbe Linie voneinander getrennt. Daran hielt man sich mehr oder weniger, und auch der Standstreifen wurde entweder zum Parken (weil hinter der Leitplanke ein Verkaufstand für Obst war) oder zum Durchbrettern bei langsamen Verkehr genutzt.

Wir erreichten Algier erst bei Dunkelheit und machten uns auf die Suche nach dem Hotel. Erstmalig hatte unser Navi im Handy (der TomTom ist eigentlich in Algerien verboten) Probleme, denn Algier ist sehr bergig. So wurden wir in Straßen geführt, die am Ende eine Treppe aufwiesen. Wir näherten uns dem Hotel (teils mit Steigungen im 1. Gang), doch wir kamen nicht hin. So beschlossen wir, den Wagen kurz zu parken und die letzten Meter zu Fuß zu gehen. Sofort erhielten wir Unterstützung von einem Herrn, der mit mir zum Hotel ging. Stephan blieb beim Auto. Im Hotel angekommen, wurde kurz arabisch gesprochen; dann ist der Concierge mitgekommen zum Auto. Er ist dann eingestiegen und hat mir den Weg gezeigt, Stephan trat den Fußweg an.

Am Hotel angekommen, wurden wir sofort eingewiesen, das Auto auf der Straße zu parken. Die gegenüber liegende Polizeistation, vor der immer ein Polizist mit einer Maschinenpistole patrouilliert, übernahm die Bewachung.

Das Hotel war übrigens früher eine Agentur der DDR Interflug. Darauf wies ein Aufkleber am Eingang hin. Und auch die Schalter in unserem Zimmer waren aus der DDR. Wir waren angekommen und gönnten uns nach einem kurzen Spaziergang eine originale Tajine mit Couscous.

5. Januar 2017, 11. Tag, Algier, km 3744

Heute konnte der Trabant ruhen, denn es ging zu Fuß durch Algier. Die Stadt hat uns komplett überrascht, denn wenn man es nicht besser wüsste, dann könnten wir auch gerade in einer französischen Stadt am Mittelmeer unterwegs sein. Die ehemaligen Kolonialherren haben ganze Arbeit geleistet, auch wenn inzwischen vieles wieder stark verfallen ist.

Wir machten uns auf den Weg, gingen durch die Gassen und Parks und fuhren hinauf mit der Seilbahn zum Denkmal der Märtyrer. Anschließend haben wir uns ein Sandwich gegönnt und dieses im botanischen Garten bei strahlendem Sonnenschein und 22 Grad genossen.

Der Weg zurück ging mit der modernen U-Bahn, die zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Algeriens 2012 eröffnet wurde. Ein Kaffee und ein Crêpes in einem angesagten Cafe in der Nähe der „La Grande Poste d‘Alger“, und nach fast 14km Fußmarsch hatten unsere Füße ein wenig Erholung verdient.

6. Januar 2017, 12. Tag, Algier - Oran, km 3744

Gegen 9:00 Uhr starteten wir zur nächsten großen Etappe in Richtung Oran. Nachdem wir uns durch Algier „gewühlt“ hatten, erreichten wir die Autobahn in Richtung Westen. Diese mussten wir uns mit Fußgängern und neuerdings auch mit Rennradfahrern teilen, die anscheinend sonst keine guten Straßen für ihre sensiblen Fahrräder in Algerien vorfanden. Später gab es dann auch wieder die Kioske direkt auf der Betonbegrenzung der Autobahn, die u.a. auch Milch aus gebrauchten Wasserflaschen verkauften, die dann den ganzen Tag brav in der Sonne standen. Die Strecke war anfangs noch recht bergig und ging auch dann ziemlich steil wieder runter. Ohne Gas, also nur rollend erreichten wir dann sogar fast 120km/h, kein Problem, denn in Algerien gibt es unseres Wissens keine gesonderte Geschwindigkeitsbegrenzung für den Anhängerbetrieb.

Auf einem Rasthof machten wir eine kleine Pause und füllten den Tank, denn trotz vergrößertem Tank waren die 435 km nicht „in einem Rutsch“ zu bewältigen. Es gab dort Sandwiches und Panini, und so bestellten wir uns je ein „Panini avec poulet“. Ich suchte dann noch ein wenig Brot, fand dieses aber nicht. Daraufhin fragte ich den Herrn hinterm Tresen, ob ich irgendwo Baguette kaufen könnte. Kurzerhand ging er in die Küche und kam mit einer kleinen Tüte zurück, in der ein durchgeschnittenes Baguette war. Ich fragte nach dem Preis, doch er schenkte es mir einfach.
Wir machten es uns draußen bei 20 Grad in einer windgeschützten Ecke gemütlich und beobachteten uns das Schauspiel der Selfies vor unserem Gespann. Dann kam ein Junge zu uns - geschickt von seiner Mutter - und schenkte uns eine Tüte mit 5 Orangen und Mandarinen. Wir durften uns leider nicht mit Haribo bedanken, freuten uns aber sehr über diese freundliche Geste.

Weiter ging es und nachdem wir inzwischen 4 Polizeikontrollen ohne Stopp durchfahren konnten, waren wir beim 5. Mal wieder dran. Es wurde so lustig wie schon zuvor. Zunächst wurden wir von dem Polizisten, der pflichtbewusst erst die Hand zum Gruße an die Mütze legte, per Handschlag begrüßt. Niemand wollte aber dann unseren Pass oder sonst welche Dokumente sehen. Man wollte nur das Auto betrachten. Ich sollte die Motorhaube öffnen, und der Polizist bemerkte, dass ja alles neu sei. Zum Schluss endete die kleine „Unterredung“ mit „Deutschland alles gut – Schweinsteiger“, und wir konnten weiterfahren.

Eine später an uns vorbeifahrende Polizeikolonne von 4 Fahrzeugen hupte und grüßte mit dem Blaulicht. Nachdem wir die 4000 km-Marke geknackt hatten, erreichten wie gegen 17:00 Uhr Oran und waren erschrocken von dem Zustand der Stadt. Nach dem Einchecken in das Hotel, das ich lieber nicht näher beschreibe, habe ich auf Anraten des Portiers unser Auto in einer abschließbaren und bewachten Sammelgarage geparkt. Der Spaziergang durch die Stadt war ernüchternd. Alles kaputt und dreckig, und wir fühlten uns erstmalig auch nicht mehr wirklich sicher. So kehrten wir in der Nähe des Hotels in ein Restaurant ein, genossen die Vielzahl an Fleischgerichten und regionalen Köstlichkeiten und ließen den Abend dann im Hotel ausklingen.

7. Januar 2017, 13. Tag, Oran - Mostaganem, km 4179

Das Frühstück im Hotel verdiente seinen Namen nicht, und so sahen wir zu, unsere Herberge möglichst schnell zu verlassen. Und auch wenn Oran uns wirklich nicht gefallen hatte, so wollten wir dennoch noch die Festung oberhalb der Stadt besuchen. Hier hatten Generationen von Besatzern ihre Spuren hinterlassen, und auch Zeitzeugen des 2. Weltkriegs waren zu finden.

Wir fuhren los auf gut Glück (kann ja nicht so schwer sein, die Straße auf den Berg zu finden), und landeten in einem Armenviertel. Mitten in der Stadt, einmal falsch abgebogen, und plötzlich gab es keine befestigen Wege mehr, und der ohnehin schon überall präsente Müll war das einzig bunte noch in dieser Tristesse. So packten wir heimlich das in Algerien verbotene TomTom aus und fuhren möglichst schnell wieder aus diesem Gebiet heraus. Wir fanden dann den Anstieg zur Festung, und es folgten in Serpentinen 5 km im 2. Gang. Auf ca. 2/3 der Strecke machten wir einen kurzen Stopp, um den Ausblick zu genießen. Als ich wieder einsteigen wollte, griff der Türdrücker nicht mehr und außerdem tropfte Benzin. Hatten wir unsere erste richtige Panne?

Es war nicht weiter schlimm. Durch die Rüttelei auf den Straßen hatte sich die Kontermutter des Drückerfingers im Schloss gelöst, und das konnten wir schnell durch das Entfernen der Türverkleidung beheben. Um jedoch an den Benzinhahn zu kommen, musste der Tank raus. Wir beschlossen, diese Reparatur auf dem Berg zu machen, denn da hatten wir bestimmt mehr Ruhe.

Oben angekommen, erkundeten wir erst mal die Gegend. Leider war auch hier nahezu alles dem Verfall preisgegeben, und so waren natürlich von der einst vorhandenen Seilbahn nur noch die Stützen mit den Umlenkrollen vorhanden. Die einst sicher mit Liebe angelegte Anlage, zu der auch ein Theater gehörte, war in einem erbärmlichen Pflegezustand. Was nicht zerstört werden konnte war der tolle Blick über die Bucht von Oran und der Blick auf die Stadt.

Dann widmete ich mich der Reparatur des Benzinhahns, Stephan kochte Kaffee und Tee. Der Tank musste leider raus, denn die Blattfeder des Benzinhahns war etwas zu lose geworden (wahrscheinlich durch die Rüttelei); deshalb lief der Kraftstoff vor der Dichtung heraus. Wegen des großen Tanks ist die Zugänglichkeit leider etwas schlechter geworden, aber schlussendlich klappte es dann doch. Den Benzinfilter habe ich in diesem Zusammenhang auch gleich gewechselt. Unvorstellbar, dass er nach gut 4000km schon so schwarz geworden war.

Gegen halb 12 machten wir uns auf den Weg nach Mostaganem. Es ging zunächst durch den Stadtverkehr von Oran und dann über Land weiter. Die Straße war ähnlich einer Schnellstraße ausgebaut und sehr verkehrsreich. Mostaganem erreicht, suchten wir zunächst einmal den Fährhafen, um später nicht weiter suchen zu müssen. Am Fährhafen stieg ich aus und ging über die Straße. Währenddessen wurden Stephan und der Trabant schon wieder belagert. Die drei Typen waren sehr aufgeregt. Sie sprachen kein Englisch und kaum Französisch, aber es fielen immer wieder Namen wie „Tunisia“, „Annaba“, „Setif“ „Constantine“, „Algier“, etc. Es stellte sich schließlich heraus, dass man uns schon kannte, weil wohl das ganze Land über Facebook unsere Reise verfolgt und jede Sichtung dieses ungewöhnlichen Gespanns aus Allemagne fotografisch festgehalten und geposted wird. Diese jungen Männer konnten natürlich jetzt posten, dass sie das Auto nicht nur auf der Straße gesehen, sondern sogar mit ihm abgelichtet wurden.

Kaum war das Foto-Shooting beendet, fuhren wir wieder in die Stadt zurück. Noch einmal den Tank mit dem 30-cent-Sprit füllen, danach wollten wir unsere restlichen Dinar für ein leckeres Mittagessen ausgeben. In einer Seitenstraße drehten wir, bemerkten aber schon wieder im Kreisverkehr auf der Hauptstraße einen kleinen normalen Verkehrsinfarkt – dieses Mal, weil die örtliche Polizei mitten im Kreisverkehr anhielt. Als wir wieder aus der Seitenstraße herausfuhren, wussten wir auch, warum: Man sprang aus dem Polizeiwagen, und wir wurden gebeten, direkt auf der Hauptstraße anzuhalten. Wieder aufgeregte Menschen, freundliches Händeschütteln etc., bevor wir weiterfahren durften. Jetzt kannte uns schon wieder die halbe Stadt. Eins war sicher: Wenn wir gleich zum Essen das Auto parken, wird es hier sehr sicher stehen. Die Polizei ist ja schließlich unser Freund.

Schnell war ein kleiner Straßenimbiss gefunden. Draußen drehten die knusprigen Bio-Hähnchen auf dem Grill, drinnen sah es gemütlich aus. Kaum im Laden, wurden wir vom Inhaber und seiner Frau und seinem Angestellten herzlich begrüßt. Wir orderten Hühnchen, machten aber klar, dass wir nur noch 1.500 Dinar haben. „Pas de problème“. Los ging es: Suppe zum Vortesten. Ja, lecker. Also für jeden einen Teller. Salat, Oliven, Brot, Harissa etc. Dann kam die Hauptspeise: Ein halbes Hähnchen, Reis, Püree. Zum Abschluss noch einen „Thé la Menthe“. Für den Jungen des Restaurants gab es Haribo. Er war total begeistert und folgte uns danach auf Schritt und Tritt. Nun ging es ans Bezahlen: 950 Dinar. Es sind einfach alle Menschen hier super ehrlich und (noch) nicht durch Touristen versaut.

Nun hatten wir ungeplant immer noch Dinar, die auf gar keinen Fall mit außer Landes gebracht werden dürfen. Also in den nächsten Shop: Cola, Rasierschaum, Pistazien.

Zurück zum Trabi: Auto umladen für den Zoll und die Fähre, 30 Dinar für den Zigarettenverkäufer im Rollstuhl, der auf unser Auto aufgepasst hat, noch mehr Haribo für den Jungen. Dann ging es zum Fährhafen.

Dort angekommen, passierten wir die erste Kontrolle am Tor des Hafens. Diese war eigentlich völlig sinnlos, denn jeder hätte den Hafen auch durch andere Zugänge ohne Kontrolle betreten können. Aber es war immerhin die erste von insgesamt 10 Kontrollen (alle sehr freundlich), die wir passieren mussten. Es folgten der Check-In bei der Fährgesellschaft, weitere zwei Polizeikontrollen, dann die Passkontrolle und schließlich die Zollkontrolle, die wieder in zwei Steps durchgeführt wurde. Dann raus auf den Kai, und drei weitere Stopps folgten, bis wir endlich auf die Fähre fahren durften. Übrigens ist anzumerken, dass wir nun die vierte Grenzkontrolle passiert hatten und bis zu diesem Zeitpunkt nicht ein einziges Mal den Kofferraum öffnen mussten.

Auf der Fähre hatten wir uns eine 2-Bett-Kabine gegönnt, und die hatte eine eigene Dusche. Doch erst ging es auf das Deck, Bierchen auf und den Sonnenuntergang genießen. Mit 1 Stunde Verspätung legten wir ab, und Stephan sagte Good Bye Africa, ich sagte bis übermorgen.

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