Heimwärts: Marrakesch bis Schwanewede

15. Januar 2017, 21. Tag, Marrakesch - Tanger, km 6130

Nach einem erneuten Open-Air-Frühstück auf der Dachterrasse, bei dem uns wenigstens der Kaffee von innen wärmte, starteten wir mit einem kleinen Fotoshooting vor der Koutoubia Moschee. Dann ging es auf den langen Ritt von Marrakesch über Casablanca nach Tanger. Es gab kaum Verkehr auf der gut ausgebauten und modernen Autobahn - auch die Unterwegs-Betankung auf dem Seitenstreifen aus dem Kanister ging problemlos vonstatten.

Alle auf dem Weg liegenden Städte wurden auf großen Autobahn-Umgehungen passiert, so dass Casablanca und auch Tanger leider unbeschrieben bleiben müssen. Dabei passierten wir auch östlich von Rabat ein nagelneues Autobahnstück, das selbst das Navi noch nicht kannte. Teil dieser Strecke war auch eine große Hängebrücke mit sehr massiven Betonpfeilern.

Nach gut 630 Kilometern und einem letzten Tankstopp erreichten wir den ab 2008 neu gebauten Hafen Tanger-Med (Mediterranee=Mittelmeer), ein Prestigeprojekt der marokkanischen Regierung. Direkt gegenüber von Gibraltar waren gewaltigen Grenz- und Hafenanlagen an die Küste betoniert worden. Im Gegensatz zu den sonstigen  afrikanischen Grenzstationen präsentierte sich der Übergang beinahe gespenstisch menschenleer. Bei ohrenbetäubender arabischer Popmusik konnten wir problemlos die schon vom Auto aus per Internet gebuchten Tickets abholen und fanden uns nach problemlosen Ausreisekontrollen nach nicht mal einer Stunde im Fährhafen wieder. Genügend Zeit für einen erfolgreichen Austausch des von Björn im Reisegepäck mitgebrachten Gebers der Kraftstoffmomentverbrauchsanzeige (KMVA).

Beinahe pünktlich legte unser Schiff in Tanger Med ab, im Bauch außer dem Trabant vielleicht noch 6 oder 7 andere PKW. Entsprechend leer war die Fähre, genügend Platz also, um ein fürstliches Abendessen aus den restlichen (Böklundern) Bockwürsten, im Fährterminal gekauftem Baguette und Dosengetränken zu uns zu nehmen.

Nach 1,5 Stunden hatte uns der europäische Boden in Algeciras wieder, auch bei der 9. Grenzkontrolle musste ich den Kofferraum nicht öffnen.

Bei Dunkelheit ging es einmal um die Bucht von Gibraltar, kurz vor der Grenze aufs britische Festland schlugen wir vor dem Tor eines Campingplatzes in einer Seitenstraße unser Nachtlager im Dachzelt auf und verkrochen uns bei knappen 5 Grad gegen 23.30 Uhr in Decken und Schlafsäcke.

16. Januar 2017, 22. Tag, Gibraltar - Granada, km 6788

Wir hatten im Dachzelt gut geschlafen, wunderten uns allerdings, dass es nicht hell werden wollte. Durch die westliche Lage geht die Sonne erst um halb 9 auf, und so verschliefen wir ein wenig. Durch die Kühle der Nacht waren die Decken recht feucht geworden, und so starteten wir den Tag mit einem Spaziergang zum Strand, belohnt von einem tollen Blick auf den Felsen von Gibraltar. Das war unser nächstes Ziel.

Wieder einmal mussten wir eine Grenze passieren. Und so wiesen wir uns zunächst beim spanischen Grenzposten aus, um dann auf den britischen Grenzposten zu treffen. Danach kam der britische Zoll, der uns auf eine Besonderheit aufmerksam machte, mit der wir wirklich nicht gerechnet hatten. Wegen der Enge in Gibraltar und der damit verbundenen Parkplatznot ist die Einreise mit einem Anhänger nicht gestattet. Und was nun? Zunächst überlegte der Officer, ob wir den Anhänger nicht einfach dort im Zoll abstellen könnten. Hatte ich richtig gehört? Sollte unser Anhänger gut bewacht beim Zoll bleiben und wir sollten ihn wieder abholen? Es war kein Scherz, und mit dieser Idee ging der freundliche Officer zu seinem Vorgesetzten. Als er mit diesem zurückkam, hatte man sich aber darauf geeinigt, dass ich ausnahmsweise den Anhänger mitnehmen dürfte. Das Gesamtgespann war ja auch nicht viel länger als z.B. ein ausgewachsener Geländewagen (Gesamtlänge knapp über 5 Meter). So viel Hilfsbereitschaft und Toleranz wünschte ich mir manchmal in unserem Staat.

Raus aus der Grenzstation, konnten wir aber nicht gleich fahren. Ein Flugzeug sollte landen, und da die Hauptzufahrtstraße nach Gibraltra direkt über die Landebahn führt, wird die ähnlich einem Bahnübergang, aber eben für Flugzeuge gesperrt. Die Parkplatznot ist wirklich groß, und so fuhren wir in ein neu gebautes Parkhaus, das sich nachträglich als nicht wirklich teuer herausstelle (ca. 8 Euro für gut 4 Stunden).

Dann ging es erst mal zu Fuß in diese wirklich englische Stadt – ein original englisches Frühstück mit Ei, Wurst und Bohnen stand auf der Tagesordnung. Und erstmalig seit Ehingen wieder ein stinknormaler Kaffee mit Milch. Anschließend bummelten wir durch die Innenstadt bis zur Talstation der Seilbahn auf den „Rock“, der sich 420 Meter aus dem Wasser erhebt. Rauf ging es zu den wohl berühmtesten Affen.

Oben angekommen war der Ausblick unbeschreiblich, und der Preis von 18 Euro pro Nase war schnell vergessen. Das Wetter spielte auch mit, und so genossen wir den Blick in Richtung Mittelmeer, Bucht von Algeciras und nach Afrika. Der Blick in Richtung Atlantik ist nicht ganz frei, denn hier ist eine kleine Landzunge im Weg. Im Mittelmeer lagen übrigens drei riesige leere Containerschiffe der südkoreanischen Reederei Hanjin, die im August 2016 Konkurs angemeldet hatte.

Eine Faszination sind natürlich die frei laufenden Affen des Felsens. Überall sitzen sie und zeigen uns doch nur allzu deutlich ihre menschlichen Züge (oder eben unsere tierischen). Manche Besucher scheinen sich allzu vertraut mit den Tieren einzulassen, und vergessen dabei, dass es sich immer noch um wilde Tiere handelt. Auch wenn sie sicherlich zumindest die Anwesenheit des Homo sapiens gewohnt sind.

Den Rückweg wollten wir zumindest teilweise zu Fuß zurücklegen. Und so marschierten wir den Berg hinunter. Auf halber Strecke der Seilbahn befindet sich interessanter Weise eine Zustiegmöglichkeit. Ich muss sagen, es war ein Erlebnis. Denn diese Zustiegmöglichkeit ist an einem Mast installiert, in schwindelerregender Höhe und ohne Netz und doppelten Boden. Die beiden Gondeln halten dann hier und da in jeder Gondel ein „Fahrer“ sitzt, wird einem dann die Tür zur Zutrittsplattform und zur Gondel geöffnet.

Wieder unten angekommen gingen wir direkt zum Auto. Schnell wurde noch getankt (ca. 1 Euro pro Liter) und dann ging es in Richtung Granada. Und natürlich musste ich auch bei der nun 11. Kontrolle meinen Kofferraum nicht öffnen. Die Strecke nach Granada ist sehr bergig, aber wir schafften es (teilweise wieder im zweiten Gang) dennoch gut. In Granada angekommen, parkten wir das Auto in einer Sammelgarage, gingen zum Hotel und genossen dann auf Empfehlung in der „La Bodega de Antonio“ ein wunderbares Abendbrot. Übrigens ein Restaurant, das wir wirklich auch weiterempfehlen können.

17. Januar 2017, 23. Tag, Granada - Castellon, km 7068

Unser Hotel bot kein Frühstück an, was sich allerdings nicht als Nachteil herausstellen sollte. Wir packten unsere Sachen und gingen zu der Garage, in der der Trabi abgestellt war. Dann ließen wir erst mal unser Gepäck dort und hielten Ausschau nach einer Frühstücksmöglichkeit. Direkt gegenüber war ein kleines Café. Es roch herrlich nach Kaffee, es gab warme Bocadellios mit Käse und Schinken und dann noch einen frisch gepressten Orangensaft. Das ganz für gut 5 Euro pro Nase. Und wieder waren wir durch einen Zufall in diesem Café direkt mit unserem Hobby verknüpft. An der Wand hing ein Gemälde, das Altpapier auf einem Platz zeigte. Und im Hintergrund stand das Gerippe eines IFA W50. Wie viele Cafés es in Granada wohl gibt, die ein Gemälde mit einem DDR-Fahrzeug an der Wand haben?

Dann ging es auf die Alhambra, der großen Festung oberhalb der Stadt. Der Fußmarsch vorbei an einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, der Kathedrale, tat gut, und da wir früh auf den Beinen waren, erreichten wir auch noch vor den meist asiatischen Reisegruppen auf dem Berg. Die Festung ist wirklich beeindruckend, auch wenn wir uns nicht den Luxus gegönnt haben, auch alle Ausstellungen in den Gebäuden zu besuchen. So wandelten wir zwischen den vielen Gebäuden aus den unterschiedlichsten Zeiten, bis der Touristenstrom uns dann doch zu viel wurde. Wie es hier wohl erst im Sommer ist?

Zurück in der Stadt liefen wir noch durch das arabische Viertel und dann zurück zu unserem Auto. Einen letzten Kaffee in „unserem“ Café, das inzwischen sehr voll geworden war; dann ging es auf die Autobahn.

18. Januar 2017, 24. Tag, Castellon - Valence, km 7674

Es ging früh los, denn wir hatten eine längere Etappe vor uns. Und so fuhren wir direkt in Castellon auf die Autobahn (mit Maut) in Richtung Barcelona. Dann ging es weiter in Richtung französische Grenze, wo wir unsere zweite Tankpause hatten. Der Tank sollte zu spanischen Spritpreisen noch einmal gefüllt werden, bevor es über den Pass bei Le Perthus nach Frankreich ging. Der Verbrauch des Trabis war leider stark angestiegen, denn wir hatten kräftigen Gegenwind.

Spätestens ab Béziere kannte ich die Strecke dann mehr als gut, waren wir doch schon mehrfach mit dem Wartburg und unserem Intercamp in diese Region in den Urlaub gefahren. Doch das anstrengendste Stück sollte uns noch bevorstehen. Als wir in das Rhône-Tal hineinfuhren, kam der Wind genau von vorn. Wie wir später im Fernsehen sahen, hatte dieser eine Geschwindigkeit von bis zu 70km/h. Da war der Trabi dann endgültig an seiner Leistungsgrenze. Teilweise ging es nur noch mit gut 65km/h voran. Dennoch erreichten wir nach unserer absolut längsten Tagesetappe nach 832 km unser Ziel Valence.

19. Januar 2017, 25. Tag, Valence - Riedstadt, km 8506

Warum war es nur so kalt? Der Trabi hatte zwar gut in der Tiefgarage des Hotels übernachtet, aber dennoch blies morgens beim Tanken ein kalter Wind. Wirklich ungemütlich, aber es war eben doch Winter…

Nach kurzem Frühstück bei einem Bäcker ging es rauf auf die Bahn in Richtung Norden. Rund um Lyon war zwar viel Verkehr, aber wir hatten keinerlei Staus. Entgegen der Empfehlung des Navis nutzten wir nicht die Autobahn, sondern fuhren über Bourg en Bresse und Lons de Saunier über Land. Die Strecke ist mir gut bekannt, denn auch mit dem Wartburg und Intercamp bin ich hier schon öfter langgefahren. Sie ist ein wenig kürzer als die Strecke über die Autobahn und natürlich mautfrei.

Bei Besancan ging es dann zurück auf die Autobahn. Den ersten Rastplatz nutzten wir, um die drei Kanister in den Tank umzufüllen. In Frankreich liegen die Preise zwischen dem Benzin an der Autobahn oder regulären Tankstellen und denen von Supermärkten sehr weit auseinander. So können die Unterschiede schnell mal 20 Cent pro Liter betragen.
Dann ging es über die europäische Wasserscheide und an dem großen PSA Werk vorbei ins Rheintal. Um 15:14 Uhr passierten wir die deutsche Grenze, die hier durch einige Absperrungen der Polizei wieder Grenzkontrollen zuließ. Es wurde aber lediglich die Einreise nach Frankreich kontrolliert und so konnten wir auch diese letzte Grenze anstandslos passieren. Ab hier war es dann erst mal vorbei mit den Bergen, und der Trabant fuhr mit relativ konstanten 90 km/h gen Norden. Leider hatte uns auch der dichte Verkehr wieder, so dass wir einen Stau nördlich von Karlsruhe, der durch einen Unfall entstanden war, umfahren mussten. Wir nutzten das für einen letzten Tankstopp, bevor wir dann in Riedstadt bei Moni und Karl einkehren durften und mit ihrer Gastfreundschaft beglückt wurden.

20. Januar 2017, 26. Tag, Riedstadt - Schwanewede, km 9258

Die letzte Etappe ließen wir ruhig angehen. Ein sehr ausgiebiges Frühstück zog sich in die Länge, so dass wir schlussendlich erst gegen 10:00 Uhr den Motor starteten. Wir wurden von einem sehr lauten Geräusch der Tachowelle wachgehalten, denn bei 6 Grad unter Null war das Fett wohl ein wenig hart geworden. Allerdings war dieses Geräusch dann, wie erwartet, nach gut 5 Kilometern verschwunden.

Wir hatten uns für die A44 (Sauerlandlinie) entschieden, denn die A7 ist nicht unbedingt einfacher zu fahren und eigentlich eine Dauerbaustelle. Und es sollte auch die richtige Entscheidung sein. Lediglich beim Kamener Kreuz mussten wir kurz von der Autobahn runter, denn hier hatte sich ein Unfall ereignet, der zu einem Stau geführt hatte.

Um 17:00 erreichten wir dann das heimische Schwanewede. Ich lieferte Björn an seinem im Ort geparkten Golf ab und war um 17:25 Uhr auf der Fährplate nach 9801 km gut und unfallfrei „gelandet“.

Fazit

Ich kann zurückblicken auf eine wunderbare Reise, die mich in Regionen gebracht hat, die sicherlich nicht auf der Liste der beliebtesten Reiseziele der Deutschen stehen. Ich habe durchweg positive Erfahrungen mit den Menschen Nordafrikas gemacht, ganz im Gegensatz zu dem, was man hier in Deutschland über genau diese Menschen denkt und leider auch von einem kleinen Teil der hier lebenden erfährt. Ich habe die Weiten Algeriens und Marokkos kennengelernt, die man sich als Europäer nicht vorstellen kann. Man stelle sich vor und durchquere Schleswig-Holstein von Hamburg nach Flensburg und durchfährt gerade mal vier Ortschaften. Ich habe das sehr einfache Leben auf dem Land sehen können, wo Frauen Wäsche in einem Fluss waschen, aber viele ein Mobiltelefon haben. Und ich habe Bilder und Erfahrungen mitgenommen, die mein Blick auf einige Probleme und Problemchen in unserer Welt sicherlich anders aussehen lassen.

Und schlussendlich habe ich 9801 Kilometer mit einem mehr als gut beladenen Trabant plus Anhänger zurückgelegt (Gesamtgewicht rund 1300kg). Ich bin mit 26 PS über hohe Pässe und gegen den Wind gefahren, und mein treuer Trabant hat seinem Namen alle Ehre gemacht – mein Begleiter hat mich nicht im Stich gelassen.

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© Frank Schwardtmann

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